von Thomas Fischer am 01.04.2025
Steuer-Spezial: PhysioMeetsParcour – Die ganzheitliche Physiotherapiepraxis mit Trainingsparcours
Besonders im Gesundheitssektor, wo freiberufliche Geschäftsmodelle auf traditionelle Dienstleistungen treffen, kann die Navigation durch das steuerliche Gewässer herausfordernd sein. Am Beispiel der Physiotherapiepraxis „PhysioMeetsParcour“, die neben ihren therapeutischen Leistungen auch einen Trainingsparcours mit Mitgliedschaftsmodell anbietet, lässt sich die Bedeutung der Kleinunternehmerregelung und der sorgfältigen steuerlichen Planung veranschaulichen. „Erst denken – dann handeln“ ist hierbei nicht nur ein kluger Rat, sondern eine unabdingbare Strategie, um steuerliche Richtigkeit und Geschäftserfolg miteinander zu vereinen.
Situation: PhysioMeetsParcour ist eine etablierte Physiotherapiepraxis, die sich auf ganzheitliche Behandlungsmethoden spezialisiert hat. Neben den klassischen physiotherapeutischen Leistungen bietet die Praxis einen modern ausgestatteten Trainingsparcours an, der speziell auf die Rehabilitation und Prävention von Bewegungsapparaterkrankungen ausgerichtet ist. Um den Patienten und Klienten einen Mehrwert zu bieten und die Nachhaltigkeit der Therapieerfolge zu unterstützen, hat PhysioMeetsParcour ein Mitgliedschaftsmodell eingeführt. Dieses ermöglicht es den Nutzern, den Trainingsparcours außerhalb der ärztlich verordneten Therapiesitzungen eigenständig zu nutzen.
Angebotene Leistungen:
- Individuelle physiotherapeutische Behandlungen
- Präventionskurse und spezialisierte Rehabilitationsprogramme
- Mitgliedschaften für den Trainingsparcours mit verschiedenen Laufzeiten (z.B. Monats-, Quartals- und Jahresmitgliedschaften)
Steuerliche Betrachtung:
Die klassischen physiotherapeutischen Leistungen von PhysioMeetsParcour können unter bestimmten Bedingungen umsatzsteuerbefreit sein, insbesondere wenn sie auf ärztlicher Verordnung basieren. Siehe hierzu auch Artikel „Umsatzsteuer in der Heilmittelpraxis: Grundlagen und Anwendungsbereiche“.
Die Mitgliedschaften für die Nutzung des Trainingsparcours hingegen stellen eine zusätzliche Dienstleistung dar, die grundsätzlich umsatzsteuerpflichtig ist, wenn alle Einnahmen der Praxis 25.000 Euro inkl. Umsatzsteuer übersteigen. Siehe hierzu Details im Fachartikel „Die Kleinunternehmerregelung im Detail: Grenzen, Möglichkeiten und steuerliche Pflichten für selbstständige Therapeuten“.
Dadurch ergibt sich eine gemischte steuerliche Situation, in der die Praxis sowohl umsatzsteuerfreie als auch umsatzsteuerpflichtige Umsätze generiert. Zudem sind die Umsätze aus Mitgliedschaften einem Fitnessstudio gleichzusetzen, wodurch auf diese ggf. Gewerbesteuer entfallen kann.
Umsatzsteuerliche Handhabung:
Für PhysioMeetsParcour bedeutet dies, dass die Praxis in ihrer Buchführung und Rechnungsstellung klar zwischen den umsatzsteuerbefreiten physiotherapeutischen Leistungen und den umsatzsteuerpflichtigen Mitgliedschaften unterscheiden muss. Auf den Rechnungen für die Mitgliedschaften muss die Umsatzsteuer entsprechend ausgewiesen und an das Finanzamt abgeführt werden, sollte die Kleinunternehmerregelung keine Anwendung finden.
Gewerbesteuerrechtliche Betrachtung:
Der Betrieb eines Mitgliedschaftsmodells bedeutet allerdings auch, dass hier keine freiberufliche Tätigkeit mehr vorliegt. In der Folge würde die gesamte Praxis als Gewerbe betrachtet werden und auf alle Gewinne würde Gewerbesteuer erhoben werden. Als Ausweg bietet es sich an, ein zweites Unternehmen zu gründen. So lassen sich Physiotherapie und Parcours steuerlich sauber trennen. Hier gilt es abzuwägen, ob die Ersparnis an Gewerbesteuer den entstehenden Aufwand von zwei Buchhaltungen und entsprechend 2 Jahresabschlüssen aufwiegt.
Herausforderungen und Chancen:
Das Modell bietet sowohl steuerliche Herausforderungen als auch Chancen für die Praxis. Einerseits erfordert die gemischte Umsatzsituation eine sorgfältige Buchführung und eventuell die Anwendung der Umsatzsteuer-Voranmeldung. Andererseits ermöglicht das Angebot der Mitgliedschaften eine kontinuierliche Einnahmequelle und fördert die Kundenbindung, indem es den Patienten erlaubt, aktiv an ihrer Gesundheit und Rehabilitation zu arbeiten.
Fazit:
Das Beispiel von PhysioMeetsParcour illustriert, wie eine Physiotherapiepraxis durch innovative Angebote wie einen Trainingsparcours und Mitgliedschaften sowohl den Service für ihre Patienten erweitern als auch neue Einnahmequellen generieren kann. Gleichzeitig zeigt es die Wichtigkeit, sich über die steuerlichen Implikationen solcher Angebote bewusst zu sein und die steuerliche Anmeldung und die Buchführung entsprechend anzupassen.
Wichtiger Hinweis bzgl. Steuern in der Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie oder Podologie
Dieser Fachbeitrag dient nur der Übersicht. Bitte suchen Sie immer das Gespräch mit einem fachlich versierten Gesprächspartner, damit Sie hier keine schwerwiegenden Fehler machen. Dies ist beispielsweise ein Steuerberater oder ein erfahrener Rechtsanwalt für Steuerrecht oder Unternehmensberater, der eng mit einem Steuerberater zusammen arbeitet.
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Über den Autor
Thomas Fischer, Diplom Kaufmann, schreibt über selbst erlebte Geschichten von Existenzgründern und baut wichtiges Wissen zur Vorbereitung der Selbstständigkeit in seine Texte ein. Er freut sich jedes Mal wieder, wenn er von seinen Gründern hört, wie toll es ist, selbstständig zu sein. Wie toll es ist, dass diese in der Planung noch „unglaublichen Umsatzzahlen“ Realität werden. Wie toll es ist, plötzlich genügend Geld zur Verfügung zu haben, um sich auch privat mal etwas zu gönnen. Und wie schön es ist, dass fast alles so funktioniert, wie man es geplant hat.
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